DüWag GT8SU-Speisewagen Nr. 3101
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Glücklicherweise hatten wir auch während Corona die Möglichkeit verzeinzelt mit wenigen Personen arbeiten am Fahrzeug durchführen zu können. Insbesondere beim abisolieren und auflegen der Leitungen steht man sich später sowieso nur im Weg herum. Neben dem 3101 haben wir uns in dieser Zeit aber auch vermehrt um andere Fahrzeuge gekümmert, sodass der Wagen eine eher nebenläufige Rolle inne hatte.
Über die folgenden Monate wurden also die neuen Kabel passend abgelängt, mit Kabelschuhen und Beschriftungen versehen und an den vorgesehen Stellen angeklemmt. Im Anschluss folgt die Prüfung jeden einzelnen Kabels auf korrekte Bezeichnung und korrekte Klemmung. Dafür wird es nochmal an beiden Seiten abgeklemmt und mit Isolationsmessung durchgemessen. Dankenswerterweise wurden parallel die Laufgestelle durch die Rheinbahn überholt und konnten dann auch wieder eingebaut werden.
Im Anschluss daran könnte man theoretisch einen Fahrversuch unternehmen, jedoch wissen wir jetzt nur, dass alle Leitungen korrekt beschriftet und unversehrt sind, nicht jedoch ob sie auch wirklich korrekt angeschlossen sind. Dies kann man nur mit einer "Trockenübung" herausfinden. Die Wagensteuergeräte der GT8SU bieten dafür eine tolle Funktion: Bei geöffnetem Schaltwerksdeckel schmeißen sie nicht nur sofort den Fahrstromautomaten raus, sondern sie ermöglichen auch das Durchschalten der Fahrstufen im Stillstand. Sicherheitshalber wird aber sowieso der Stromabnehmer für die Messung gesenkt.
So kann man dann für jede Fahrstufe die Werte am Motor direkt messen und so feststellen, ob durch eine korrekte Verschaltung der Widerstände später das richtige Fahrverhalten zu erwarten ist. Außerdem lassen sich so Kurzschlüsse oder unterschiedliche Verkabelungen zwischen den Motoren befunden und beseitigen. Das gleiche macht man noch für die Bremsstufen und prüft dabei auch direkt, ob alle Schütze in den Schaltwerken in der richtigen Reihenfolge anziehen und abfallen.
Besonders stolz sind wir darauf, dass hier sofort alles korrekt funktioniert hat und wir nicht nachsteuern mussten. So konnten wir nun also die Kabel die den Fahrstrom an die Fahrstromautomaten transportieren anklemmen und einen Fahrversuch unternehmen. In der Zwischenzeit war es übrigens 22:30 Uhr nachts, dies hat bei uns aber eine gewisse Tradition. Schließlich möchte man dann ja auch wissen, ob alles funktioniert wie es soll. Nachdem die Kabel also nun auch angeschlossen waren, war der Fahrstromkreis wieder vollständig und der Wagen hatte keine andere Möglichkeit als sich feierlich in Bewegung zu setzen...
... hatte er doch! Stromabnehmer gehoben, Fahrstromautomat eingeschaltet, Sollwertgeber nach vorne gelegt, erste Fahrstufe eingelegt, Federspeicher gelöst und Stillstand. Wie kann das denn sein? Die Erklärung ist ganz einfach: Indem man die Kabel im Fahrstromautomaten falsch anklemmt. Weil viel Strom gebraucht wird um den Zug in Bewegung zu setzen laufen zwei Kabel vom Dach in den Fahrstromautomaten und von dort aus weiter ins Schaltwerk. Wenn man aber nun die Kabel so anklemmt, dass der Fahrstromautomat nur beide Kabel der gleichen Seite miteinander verbindet und nicht die gegenüberliegenden, dann passiert natürlich gar nichts, weil keine Spannung in die Schaltwerke gelangt.
Also fix umgeklemmt, Fahrversuch und der Wagen bestritt am 18.07.2020 gegen 23:20 Uhr seine erste Fahrt nach über 20 Jahren. Puh!
Nachdem das wichtigste Zwischenziel erreicht war, der Wagen fährt wieder aus eigener Kraft, musste er leider auch direkt wieder zurückstecken. Andere Projekte hatten größere Wichtigkeit und nebenher grassierte ja immer noch das Corona-Virus.
Das Jahr 2021
Zu Beginn des Jahres 2021 fanden nur vereinzelte Arbeiten an Triebwagen 3101 statt. Auch wenn man nun doch schon beachtliche Leistungen erzielt hatte, war man nicht so weit gekommen wie man sich das ursprünglich vorgestellt hatte. Zusätzlich stand die Fertigstellung des ITCS-Umbaus vom K66, der Zusammenbau von Triebwagen 5101 nach erfolgter Lackierung sowie diverse und ausführliche Vorbereitungsarbeiten für die Dauerausstellung 125-Jahre Rheinbahn statt. Für den 3101 blieb da leider wenig Zeit.
Ein kurzes Intermezzo am 3101 gab es Ende des Jahres 2021 nochmals. Wir haben die Innenraumdecken demontiert und zur Aufarbeitung gegeben. Darüber hinaus haben wir uns die Kupplungen genauer angeschaut und festgestellt, dass 3101 wenn er mit 3206 gekuppelt ist in Linkskurven gelegentlich den Kontakt verliert. Auch das muss natürlich instandgesetzt werden.
Das Jahr 2022
Im neuen Jahr sollte es dann, nachdem alle Voraussetzungen geschaffen waren, an die Instandsetzung der Schwallwasserregenkante gehen. Ursprünglich war geplant die Kante 1:1 wieder anzuschweißen. Der Aufwand dahinter wäre aber gigantisch gewesen, denn dafür hätten alle Dachschränke und damit etliches an Elektrik demontiert werden müssen. Das der Wagen fahrfähig ist und bleibt ist aber eine zwingende Voraussetzung, da wir nicht dauerhaft Kapazitäten in der Zentralwerkstatt blockieren können. Diese Option schied demnach aus.
Die vielversprechendste Alternative ist, die Regenkante aufzukleben. Dazu bekommt sie einen Steg, der im Original natürlich nicht vorhanden ist und wird mit Kraftkleber auf das Dach aufgeklebt. So muss nicht geschweißt werden und trotzdem kann die originale Optik wiederhergestellt werden.
Natürlich muss nicht nur die Dachkante erneuert werden. Die drei Dachlüfter sind nach der ganzen Zeit unter freiem Himmel auch einer genaueren Begutachtung zu unterziehen. Dazu wurden ebendiese, die auf einer GFK-Platte aufliegen, vollständig vom Dach zurückgebaut um auch den Wagenkasten zwischen GFK-Platte und Dach zu begutachten.
Gute Nachrichten ergaben sich bei der Entfernung der übrigen Regenkanten. An keiner Stelle reichte der Rostbefall bis in das eigentliche Wagendach hinein, sodass die neuen Kanten ohne Probleme geklebt werden können.
Nun musste noch ein Prototyp für die neue Dachkante angefertigt und erprobt werden. Parallel wurden auch die Dachlüfter fertiggestellt.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 standen dann die zerbeulten und verrosteten Schürzen auf der Tagesordnung. Auch kann die Innenraumdecke wieder eingebaut werden, welche in mehreren Paketen instandgesetzt werden musste.
Zum Jahresabschluss wurde die Innenraumdecke wieder eingesetzt, nachdem diese in zwei Paketen erneuert wurde. Die Wetterseite erforderte sogar völlig neue Platten, weil diese durch die Lüftungsanlage eindringende Feuchtigkeit völlig in ihre Einzelteile zersetzt wurden.
Das Jahr 2023
Zum Jahresbeginn war der Triebwagen schon relativ weit mit der Instandsetzung des Wagenkasten gediehen, allerdings mussten immer noch die Dachkanten angefertigt werden, was aber nicht fotografisch begleitet wurde. Nebenher gab es auch immer wieder mal andere Baustellen, insbesondere mit unserem O405 Nr. 6005 waren wir gut ausgelastet.
Während die Dachkanten fleißig geschnitten, gebogen und vorbereitet wurden gingen auch die Arbeiten am Wagenkasten auf die Zielgerade. Gut erkennt man die Stellen an denen Hand angelegt wurde an der hellgrauen Rostschutzgrundierung. Noch ist aber nicht alles gemacht, ein paar Kleinigkeiten müssen noch erledigt werden.