Triebwagen 3601- VÖV-Prototyp
Anfang der 1990er- Jahre schlossen sich mehrere renommierte deutsche Waggonbaufirmen zu einem Konsortium zusammen, um auf Anregung des Verbands öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) Prototypen für den niederflurigen Straßenbahnwagen der Zukunft zu entwickeln. Es entstanden dabei drei Triebwagen, die sich durch einen konsequenten Leichtbau, ein modernes Design, einen durchgehend niedrigen Wagenboden und die Verwendung neuartiger Einzelrad-Einzellaufwerke (EEF) auszeichneten. Mit den bis dahin im Straßenbahnbau verwendeten Drehgestellbauweisen schienen Niederflurfahrzeuge damals schlicht nicht machbar.
Ein meterspuriger Wagen ging an die Mannheimer Verkehrsbetriebe und ein normalspuriges Exemplar an die Stadtwerke Bonn. Den dritten, ebenfalls regelspurigen Wagen, lieferte Siemens-DUEWAG an die Düsseldorfer Rheinbahn, wo er die Wagennummer 3601 erhielt. In den Linienverkehr gelangte der zweiteilige Einrichtungswagen aber nie, auch nicht testweise. Grund dafür waren seine sehr unbefriedigenden Fahrleistungen – wegen der nicht ausgereiften Einzelrad-Einzellaufwerke neigte er zum ständigen Entgleisen. Nichtsdestotrotz lieferte er wertvolle Erkenntnisse für die bald darauf gestartete Serienproduktion von Niederflurwagen.
Zwischenzeitlich ging das Fahrzeug zurück an den Hersteller, war dann aber ab 2002 wieder abgestellt bei der Rheinbahn vorhanden. Als nicht betriebsfähiges Ausstellungsstück fand er trotz seines vergleichsweise geringen Alters den Weg in den historischen Wagenpark und bereichert inzwischen die Ausstellung Am Steinberg.
Weil seine beiden Schwesterfahrzeuge aus Bonn und Mannheim aufgrund der beschriebenen technischen Unzulänglichkeiten längst verschrottet worden sind, ist der 3601 heute ein absolutes Unikat.
Text: Michael Kochems
Technische Daten
Länge | 20,19 m |
Breite | 2,40 m |
Fahrleitungsspannung | 750 V DC |
Kupplung | Adapterkupplung |