Triebwagen 9 - Kreis Mettmanner Straßenbahnen
Seit dem 20. August 2024 steht der Triebwagen 9 der ehemaligen Kreis Mettmanner Straßenbahnen (KMS) im Rheinbahn-Betriebshof Am Steinberg. Am 8. September wird er der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Wagen ist mit seinem Baujahr 1909 das älteste Fahrzeug unter den dortigen historischen Fahrzeugen. Mit der Elektrolokomotive 100 (AEG, 1924) befindet sich im Steinberg ein weiteres Fahrzeug der Mettmanner Straßenbahn.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternimmt das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk große Anstrengungen ihr Stromnetz in die Regionen außerhalb der Großstädte auszubauen. Unter anderem gründet die Gesellschaft an mehreren Orten Straßenbahnbetriebe als „Stromkunden“, so auch in Mettmann. Dieses wird von den Kommunen begrüßt, da damit auch der Wunsch nach zeitgemäßer Mobilität erfüllt wird. 1909 nimmt das RWE die erste Straßenbahnstrecke zwischen Düsseldorf, Auf der Hardt – dort besteht Anschluss an die Bahnen der Rheinischen Bahngesellschaft (Rheinbahn) - über Mettmann, Dornap nach (Wuppertal-) Vohwinkel mit Übergangsmöglichkeiten zu den Bahnen entlang der Wupper, ins Bergische Land und nach Solingen in Betrieb. Von Dornap wird eine Strecke nach Wülfrath gebaut. 17 Triebwagen (1-17, Weyer/Uerdingen, 1909) und 6 Beiwagen (30-35, Herbrand, 1909) des Typs RWE 1 nehmen den Betrieb auf.
Das RWE gliedert die Straßenbahn in die Kreis Mettmanner Straßenbahnen, eine Tochtergesellschaft, aus. Die ersten „kleinen Mettmanner“ werden mit dem größer werdenden Netz ab 1924 um 14 ähnliche etwas größere Triebwagen (11(II), 12(II), 18-29, Uerdingen, 1924) und 4 Beiwagen (36-39, Uerdingen, 1924) des Typs RWE 2 ergänzt. Entsprechend dem technischen Fortschritt werden ab 1927 die „kleinen Mettmanner“ mit geschlossenen Plattformen umgebaut und den größeren Fahrzeugen angepasst. 1928 erreicht das Mettmanner Netz mit 36 Kilometer seine größte Ausdehnung. Darunter befindet sich die hochmoderne, auf einem unabhängig vom Individualverkehr trassierten Gleiskörper gelegene Neubaustrecke zwischen Mettmann und Wülfrath.
1937 kauft die Rheinbahn den inzwischen unwirtschaftlichen Mettmanner Betrieb vom RWE mit dem Ziel, diesen auf Omnibusse umzustellen. Bereits einige Wochen vor dem Kauf wurde die Strecke zwischen Düsseldorf und Mettmann umgestellt. Ab 1938 fuhren die Busse von der Düsseldorfer Innenstadt bis Tönisheide durch. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert die Umstellung weiterer Linien. Durch die Stilllegungen nicht mehr benötigte Mettmanner Fahrzeuge werden an andere Straßenbahnbetriebe verkauft: 1937/1938 nach Neunkirchen, 1937/1939 nach Graz, 1940 nach Strausberg. Einige Wagen verbleiben im Düsseldorfer Stadtnetz und werden dort bis in die 1960er-Jahre eingesetzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden die letzten Strecken der Mettmanner Straßenbahn 1952 durch die Rheinbahn auf Dieselbusse umgestellt. Der KMS-Triebwagen 9 kommt so 1939 nach Graz. Dort als Tw 134 bezeichnet, wird er bis in die 1980er-Jahre im Linienverkehr, später in einen Schmierwagen umgebaut, eingesetzt. 1983 kann er von Mettmannern zurückgekauft werden. Mit seiner ursprünglichen Nummer 9 wird er nach einer Restauration durch engagierte Mettmanner Bürger 1995 als Denkmal in der Mettmanner Innerstadt Am Königshof aufgestellt. 2001 wird er als mobiles Denkmal in die Denkmalliste der Stadt Mettmann eingetragen.
2011 muss er an diesem Standort aufgrund eines Bauvorhabens weichen und wird in einer Halle des Kreisbauhofs untergestellt. Ein neuer, sicherer Ort für die Aufstellung in Mettmann kann nicht gefunden werden.
Seit 2024 erinnert das historische Fahrzeug in Düsseldorf an die Anfänge der elektrischen Mobilität in der Region Mettmann vor 115 Jahren.
Text: Hans Männel
Technische Daten
Länge | 8,40 m |
Breite | 2,10 m |
Fahrleitungsspannung | 600 V DC |
Kupplung | modifizierte Trompetenkupplung |
Passende Beiwagen
keine