140 Jahre!
von Volker Eichhorst
Am 6. Februar 1876 verkehrten in Düsseldorf die ersten beiden Pferdestraßenbahnlinien – das ist auf den Tag genau 140 Jahre her! Und auf jeder dieser Premierenstrecken der Düsseldorfer Pferdebahn verkehren bis heute noch (bzw. wieder) Straßenbahnen.
Eine dieser ersten Pferdebahnlinien führte von der heute so bezeichneten „Altstadt“ vom Burgplatz über Rathaus – Flingerstraße – Mittelstraße und die Kasernenstraße zum Bergisch-Märkischen Bahnhof in der Nähe des heutigen Graf-Adolf-Platzes. Allerdings wurden die Gleise in der Kasernenstraße 1898 in die Hohe Straße verlegt, nach etwas mehr als 20 Jahren Pferdebahnbetrieb in der Kasernenstraße verschwand die Straßenbahn hier zunächst also wieder. Erst 1951 kehrte mit Einführung der bis heute gültigen Einbahnstraßenführungen in der Innenstadt der Straßenbahnverkehr in die Kasernenstraße zurück, wo sie bis heute (noch) fährt.
Die zweite Linie führte von der Altstadt über die Schadowstraße bis zur Tonhalle (heutige Tonhallenstraße bzw. Haltestelle Jacobistraße). Da in der östlichen Schadowstraße bis heute Straßenbahnen fahren, hat dieses Verkehrsmittel hier somit sein 140jähriges Jubiläum! Auf einen solchen Jahrestag können (noch) nicht allzu viele Straßenbahnstrecken auf unserem Kontinent blicken, denn – unabhängig vom Fortbestehen der Gründungsstrecke – die Düsseldorfer Pferdebahn zählte seinerzeit zu den frühen Einrichtungen ihrer Art.
Wie stellt man sich nun einen Zeitraum von 140 Jahren vor? Mehrere Generationen sind das, mehrere grundlegend unterschiedliche politische Systeme wechselten sich ab (im Westen lag immerhin fast die Hälfte der Zeit in der „Bundesrepublik“), es gab mehrere technische Revolutionen, zwei Weltkriege, dazu Wirtschaftskrisen und -wunder, mehrere Währungen. Je länger man über diese Zeitspanne nachdenkt, desto unfassbarer wird sie. Und obwohl die Pferdebahn von einst mit der Niederflurstraßenbahn von heute scheinbar nicht viel mehr als die Spurweite gemeinsam hat, so zeugt ein 140 Jahre währender Straßenbahnverkehr in der Schadowstraße doch von einer unvergleichlichen Konstanz. Je nach Blickwinkel liegen Pferdebahn und Niederflurstadtbahn auch nicht so weit auseinander, denn beides ist moderner schienengebundener Nahverkehr – jeweils zu seiner Zeit.
Mit Inbetriebnahme des Wehrhahntunnels endet in wenigen Tagen kurz nach dem 140jährigen Jubiläum der Straßenbahnbetrieb in der Schadowstraße (ebenso in der Kasernenstraße). Zukünftig fahren die Straßenbahnen hier unterirdisch. Trotz allerlei denkbarer medizinischer Fortschritte wird wohl keiner der Leser überprüfen können, ob dieser Tunnel in 140 Jahren noch befahren wird oder vielleicht gerade im Begriff ist, vom nächsten neuen Straßenbahn-System abgelöst zu werden.
Das 140jährige Straßenbahnjubiläum fällt heute in der Schadowstraße nicht weiter auf. Wegen des Karnevalstreibens in der Altstadt fahren die Straßenbahnen ab dem Mittag ausnahmsweise nur in stadtauswärtiger Richtung, das Gleis in Richtung Jan-Wellem-Platz hat damit vorübergehend Pause. Bis zum 20. Februar können in der Schadowstraße noch Straßenbahnen beobachtet werden (meist in beiden Richtungen), dann endet nach über 140 Jahren hier der Bahnverkehr.
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