Speisewagen 3101 zurück bei der Rheinbahn
von Volker Eichhorst
Im August 2000 mussten alle 38 damals vorhandenen GT8SU-Triebwagen vorübergehend in den Betriebshöfen bleiben. Für die vier ehemaligen Speisewagen 3101–3104 (bis 1988 mit Küchenabteil, 1981 ex GT8S, Bj. 1975 für die Fernlinie „D“ nach Duisburg) bedeutete das – zusammen mit einzelnen anderen GT8SU – die dauerhafte Außerbetriebsetzung, da bei diesen Wagen die fehlenden Mitteltüren im alltäglichen Linienbetrieb für eine deutliche Verspätungsanfälligkeit sorgten. Der Fahrgastwechsel dauerte bei großem Andrang länger, die ex-Speisewagen waren deshalb „berüchtigt“, und es unterblieb eine Wiederinbetriebnahme.
Der Triebwagen 3101 wurde in der Folge am 24. November 2000 an die Landesfeuerwehrschule nach Münster abgegeben (heute Institut der Feuerwehr NRW). Im dortigen Freigelände sind unterschiedliche Übungsmöglichkeiten für Einsatzkräfte vorhanden: Ganze Gebäude, einen Straßenzug und auch Schienenfahrzeuge, um unter realistischen Bedingungen den Feuerwehralltag trainieren zu können. Neben Eisenbahnwaggons gehören dazu auch Straßenbahnwagen auf einem eigens verlegten Gleis und mit dem seinerzeit bei der Rheinbahn ausgemusterten Tw 3101 konnten wesentlich ältere Vorgänger aus Köln abgelöst werden.
Der Triebwagen 3101 erfüllte in Münster auch nach 18 Jahren noch seinen Übungszweck zur vollsten Zufriedenheit. Mehrere Mitglieder der „Linie D“, die das Fahrzeug lieber in Düsseldorf wähnten zur Vervollständigung der historischen Flotte, beobachteten aber mehrfach den Zustand des im Freien aufgestellten Wagens. Das Fahrzeug ist nämlich der letzte überhaupt noch vorhandene ehemalige GT8SU-Speisewagen und er bietet die Chance für einen zweiten fahrfähigen historischen GT8SU-Triebwagen auf Rheinbahngleisen – und zusammen mit dem aufgearbeiteten Wagen 3206 somit auch für eine typenreine Doppeltraktion. Ziel für den 3101 könnte ferner der Rückbau zu einem GT8S-Triebwagen sein, da diese Bauart nach Abgabe aller derartigen Fahrzeuge nach Krakau bis zum Jahr 2011 bei der Rheinbahn leider gänzlich fehlt.
Die Rückkehr nach Düsseldorf
Vor der Rückholung des Wagens 3101 zur Rheinbahn musste für das Institut der Feuerwehr zunächst ein Ersatz-Übungswagen gefunden werden in ähnlicher Bauart und mit vergleichbaren Abmessungen. Eine Lösung bot sich in Hannover, wo derzeit „Tw 6000“ in großer Zahl durch Neufahrzeuge ersetzt werden, so dass der Wechsel nach umfangreichen Vorbereitungen in der vergangenen Woche vollzogen werden konnte: Der ÜSTRA-Triebwagen 6112 kam nach Münster (auch die Wagennummer ist wie geschaffen für die Feuerwehr) und der Triebwagen 3101 kehrte zurück zur Rheinbahn nach Düsseldorf.
Die eigentlichen Wagenumsetzungen begann am Montag, den 7. Januar 2019, wobei die Transporte selbst natürlich nur nachts erfolgen konnten:
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Am 7. Januar letzte Fahrt des ÜSTRA-Tw 6112 in Hannover (Überführung vom Btf. Döhren zum Btf. Leinhausen mit eigener Kraft), vormittags Verladung „noch mit warmen Motoren“ und Transport zum Institut der Feuerwehr nach Münster in der Nacht 7./8. Januar,
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Abladung des Tw 6112 auf dem Gelände des Instituts der Feuerwehr am frühen Morgen des 8. Januar und anschließende Verladung des Tw 3101, Transport nach Düsseldorf in der Nacht 8./9. Januar,
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Ankunft des Triebwagens 3101 im Btf. Heerdt am frühen Morgen des 9. Januar und sofortige Abladung, gegen 2:20 Uhr hatte der Wagen wieder Rheinbahngleise erreicht.
Die 18 jährige Freiaufstellung ist natürlich nicht spurlos am Triebwagen 3101 vorbeigegangen. Das Dach und der Wagenkasten haben deutliche Roststellen davongetragen, sind aber „dicht“ geblieben und auch die Fahrwerke sind intakt. Teile der Fahrzeugausrüstung und der Fahrelektronik waren bereits vor der Abgabe nach Münster ausgebaut worden, der Wagen ist aber rollfähig. Sofort nach der Abladung in Düsseldorf konnte er in die Wagenhalle rangiert werden und steht nun seit etwas mehr als 18 Jahren wieder im Trockenen.
Wie geht es weiter?
Im Jahr 2021 wird die Rheinbahn ihr 125jähriges Unternehmensjubiläum begehen können. Die Fernlinien nach Krefeld und Duisburg, der Speisewagenbetrieb und der von der Rheinbahn mitentwickelte Triebwagentyp GT8S (der selbstverständlich auch auf den Fernlinien verkehrte) als einer der ersten Stadtbahnwagen in Deutschland stellen dabei herausragende Bestandteile der Firmengeschichte dar. Insofern repräsentiert der Triebwagen 3101 gleich mehrere wichtige Eckpunkte aus 125 Jahren Rheinbahn und entsprechend könnte ihm beim Jubiläum und darüber hinaus eine bedeutende Rolle zukommen.
Schon in den Tagen nach der Rückkehr des Wagens 3101 zur Rheinbahn haben die Aktiven der „Linie D“ mit der Wiederherrichtung des Fahrzeuges begonnen: Bestandssicherung, Reinigung, Instandsetzung, Vervollständigung und Prüfung der Technik und vieles mehr starteten. Die ersten Funktionen konnten bereits wieder zum Leben erweckt werden, bis zu einer Wiederinbetriebnahme ist von Rheinbahn und Verein aber natürlich noch eine sehr lange Liste abzuarbeiten.
Pate steht dabei der seit 2013 betriebsfähig aufgearbeitete GT8SU-Triebwagen 3206. Er hatte Düsseldorf nie verlassen und erstrahlt nach völliger Überholung und Neulackierung seit dem Jahr 2016 fast wieder „wie neu“. So oder so – als GT8SU oder GT8S – der Wagen 3101 könnte bald als „Zwilling“ oder in „Ursprungsversion“ die Sammlung ergänzen.
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